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PeCA pentru copii abandonatifür verlassene Kinder in Rumänien

JAHRESBERICHT 2019

VORSTAND

Ursula Galliker (Präsidentin) EthnologinSchulstrasse 688952 SchlierenTel. 076 407 51 [email protected]

Robert Nacht (Kassier) KaufmannSchützenmattstrasse 514051 BaselTel. 061 271 03 [email protected]

Franziska RöderSozialarbeiterinSidwaldstrasse 39652 Neu St. JohannTel. 079 461 54 69 [email protected]

Roland Schneiderchange consultant & coach Lindstrasse 29 8400 WinterthurTel. 079 798 [email protected]

Andrea Wicki-KollerDipl. SozialpädagoginBrandhof6182 EscholzmattTel. 078 803 48 50 / 041 486 10 [email protected]

Titelbild: Octavian (10)

1 PeCA pentru copii abandonati Jahresbericht 2019

PROJEKTVERLAUF IM ÜBERBLICK

1995 Gründung des Vereins «Pentru copiii abandonati» Basel. Zusammen- arbeit mit der gleichnamigen Stiftung in Ghimbav und der Interessen- gemeinschaft für rumänische Waisenkinder Heidelberg1996 Eröffnung des Heimes «Casa Prichindel» mit den ersten drei Kindern1998 Kauf eines zweiten Hauses «Casa Livezii»1999 Beginn des Programms «Hausaufgabenhilfe» für Schüler aus Ghimbav2000 Offizielle Trennung zwischen Schweizer Verein und Heidelberger Interessengemeinschaft Eröffnung von zwei neuen Kindergruppen2007 Beginn der Unterstützung im Roma-Dorf Dumbravita2008 Eröffnung eines Roma-Kindergartens in Dumbravita2009 Kauf einer Wohnung in Codlea und Eröffnung einer ersten betreuten Jugendwohngruppe2010 Zusammenschluss des Basler Vereins mit ASIREV (D)2011 Kauf des dritten Hauses «Casa Salix» Auflösung des Roma-Kindergartens, Integration der Kinder in den staatlichen Kindergarten Eröffnung einer neuen Kleinkinder-Gruppe 2012 Übernahme der Koordination der Spenden vom «Fruit & Chocolate Fund Switzerland», welcher die Psychiatrische Klinik in Zarnesti unterstützt2013 Aufnahme von sechs neuen Kindern2014 Eröffnung des geschützten Nähateliers «Atelier Diversis» Mitfinanziert durch den Schweizer Beitrag zur EU-Erweiterung Verkauf der Wohnung in Codlea und Kauf einer Wohnung in Brasov Aufnahme von zwei neuen Kindern Eröffnung der Erziehungs- und Sozialberatungsstelle in Brasov2015 Aufnahme von zwei neuen Kindern 2016 Junge Erwachsene leben in Aussenwohngruppen in der «Casa Salix», in Ghimbav und in Brasov2017 Aufnahme von drei neuen Kindern in der Casa Prichindel2018 Aufnahme von drei neuen Kindern in der Casa Livezii2019 Reduzierung der Unterstützung im Roma-Dorf Dumbravita Aufnahme von zwei neuen Kindern in der Casa Livezii 22 Kinder leben in drei Gruppen in den Häusern «Casa Prichindel» und «Casa Livezii»


TÄTIGKEITSBERICHT 2019

Kinderheim und Projekte in Ghimbav

Im letzten Jahresbericht haben wir Ihnen die drei neuen Kinder vorgestellt, die in der Casa Livezii Teil einer jüngeren Kindergruppe sind. In diesem Jahr konnten wir zwei weitere Kinder aufnehmen, welche die Gruppe ergänzen – und auch durcheinanderwirbeln, wie Sie im Bericht von Monica Danila lesen können. Zur-zeit wohnen in der Casa Prichindel und in der Casa Livezii 22 Kinder im Alter von 7 bis 19 Jahren. In der Casa Salix wohnt keine permanente begleitete Gruppe, sondern junge Erwachsene und Besucher in wechselnden Zusammensetzungen. Dieses flexible Lösungsangebot ist eine gute Ergänzung zum Kinderheim. Das «After School» Projekt, das ist die Hausaufgabenhilfe an der Schule Ghimbav, ist seit Sommer 2019 vorerst auf Eis gelegt. Die Bedürfnisse der Kinder haben sich verschoben, es sind nur noch wenige, die am Projekt teilnehmen würden. Die zuständige Mitarbeiterin benötigen wir für die eigene Hausaufgaben-hilfe, die nach wie vor viel Zeit in Anspruch nimmt. Ausserdem war Monica Danila noch stark in die Hausaufgabenhilfe involviert, braucht aber ihre Ressour-cen für ihre eigentliche Aufgabe als pädagogische Leitung – zumal sie auch von Sonja Kunz mehr Verantwortlichkeiten übernommen hat und übernehmen wird. In der Schneiderwerkstatt Atelier Diversis arbeiten zurzeit drei Personen. Das Atelier liefert in die Schweiz nicht nur Kinderschürzen, sondern neu auch Lätzli. Sie lassen sich über den Onlineversand bestellen, www.diversis.ch und neuwww.faircustomer.ch. Inzwischen ist die Produktepalette gewachsen, sowohl für Rumänien als auch die Schweiz. Personalisierte Patchwork-Decken, Taschen und vieles mehr können via Vorstand in Auftrag gegeben werden, Bilder davon gibt es auf www.atelierdiversis.ro.

Bauleute und Freiwillige

An der Casa Salix wurde auch im 2019 weitergebaut, zurzeit wird ein Schup-pen im Hof vom Salix mit Unterstützung des Schweizerischen Bauordens nutz-bar gemacht. Christoph Deutsch, verschiedene Zivis und weitere Freiwillige haben viel möglich gemacht. Herzlichen Dank! Bei den Bau- und Reparaturarbeiten konnten auch die Kinder viel lernen. Zusammen das Fahrrad flicken oder die Schranktür, die man so gerne zuschlägt, das kann nicht schaden! In den Kinder-gruppen half Annina Rohrer als Freiwillige mit. Wir freuen uns, dass Monika Ortmann, die ihren Einsatz als Freiwillige begonnen hat, in Rumänien bleibt und nun bei uns als fest angestellte Erzieherin arbeitet. Viele ehemalige Freiwillige kehren regelmässig zurück, wie etwa Sandra Ritzinger, die in diesem Jahresbe-richt von ihren Erfahrungen schreibt.


Aktivitäten in der Schweiz

Immer wieder wird unser Projekt von vielen Seiten unterstützt. Zum Beispiel hat das Gymnasium in Stans anlässlich der Fastensuppe zum Kinderheim infor- miert und einen grossen Teil der Einnahmen für PeCA gespendet. Wir sind auch dankbar für die Treue der Kirchgemeinde Brittnau und Friesenberg, die uns regelmässig mit Veranstaltungen unterstützen.

Im Herbst liefen Franziska Röder vom Vorstand, der ehemalige Zivi Simon Bosch und fünf weitere Engagierte den Halbmarathon um den Greifensee. Der Bekanntenkreis jeder Person konnte für mind. 5 Fr. Wetteinsatz raten, nach wie viel Zeit die Person ins Ziel gelangte. Wer am besten schätzte bekam ein Geschenk aus Ghimbav und das Kinderheim bekam einen grossen Beitrag an Wetteinsätzen. So machte die sportliche Leistung gleich doppelt Freude! Die ref. Kirchgemeinde Suhr hat in einer ganzen Reihe von Gottesdiensten und Veranstaltungen auf unser Projekt aufmerksam gemacht und viel Spenden-gelder gesammelt. So traten im Herbst das Jazz Quartett Anna Walker und Nick Mellow an einem Benefizkonzert auf, und auch die Hälfte der Einnahmen vom Ökumenischen Missionsbasar ging an PeCA. Vielen herzlichen Dank für das Engagement aller Mitwirkenden!

Herzlichen Dank Nick Mellow und den Greifensee-LäuferInnen für euren Einsatz!


Vorstands-Retraite in Rumänien

Der Vorstand verbrachte im Sommer eine Woche in Ghimbav. Es war wichtig, den Kontakt zu den Kindern, Angestellten und Leitungspersonen zu vertiefen. Mit Sonja, Maria, Carmen und Monica verbrachten wir viel Zeit, und in den Sitzungen ging es auch um gemeinsame Werte. Wir wollen alle in die gleiche Richtung ziehen, auch vor dem Hintergrund, dass die zweite Leitungsgeneration aus Rumänien ist. Seither sind wir viel mehr verzahnt und es gibt auch regel-mässig Video-Sitzungen zwischen der Schweiz und Ghimbav.

An den Sitzungen trafen wir wichtige Entscheide. So wollen wir weiterhin drei Kindergruppen führen. Der Schutz von verlassenen Kindern ist unser eigent- licher Stiftungszweck und das, was uns alle im Alltag antreibt und erfüllt. Eine schmerzhafte Entscheidung war, uns aus dem Roma-Projekt in Dumbravita zurückzuziehen. Bis 2019 profitierten viele Familien davon, regelmässig Brot zu erhalten, wenn ihre Kinder die Schule besuchten. Diese Hilfe wird nach und nach zurückgefahren. Projektbezogene Spenden für Soziales und Medizinisches werden weiterhin eingesetzt. Wir verspüren beim Rückzug keine Erleichterung, denn der Grund dafür ist nicht eine Veränderung in Dumbravita, sondern unsere enge finanzielle Lage. Wir möchten die Situation für unsere eigenen Kinder und Angestellten langfristig absichern. Das Vereinsjahr 2019 war finanziell besser als das Jahr 2018, aber unsere Reserven sind klein geblieben.

Jeder spielt auf seine Art: Rares und Ioana (beide 7)


So ging es an der Retraite auch um Sparmassnahmen und um Fundraising-Möglichkeiten in Rumänien. Für das Jahr 2020 sind wir mit einem leichteren Budget unterwegs. Die rumänische Stiftung konnte viele Einsparungen machen und ausserdem viel Fundraising betreiben, und wir schätzen diese Anstrengun-gen sehr. Sach- und Lebensmittelspenden aus der Weihnachtszeit helfen bis ins Frühjahr. Auch Freizeitangebote werden oft durch rumänische Unterstützung gedeckt. Zum Beispiel wurden alle Kinder im September von einem rumänischen Hotel ans Meer eingeladen. Sind Kinderheime noch zeitgemäss?

Das politische Umfeld ist für Kinderheime zunehmend schwierig, deshalb meine provokative Frage. Die Uno spricht sich in einer Resolution klar gegen Kinderheime aus, die Kinder sollten möglichst in Familien aufwachsen. Auch wir in der Schweiz kennen diese Thematik. Beim Thema Kinderheime denken viele an fürsorgliche Massnahmen in der Vergangenheit, an Missbrauchsfälle. Am liebsten möchte man die Finger davon lassen. Aber das ist keine Lösung. Die Lösung heisst genau hinschauen, diskutieren, schulen. Das ist auch unsere Auf-gabe als Vorstand. Und die rumänische Stiftung nimmt inzwischen stärker Teil am politischen Prozess und hat zurzeit sogar Einsitz in der Kinderschutzdirektion. Rumänien möchte die grossen Kinderheime sobald wie möglich schliessen und hat entsprechende Gesetze erlassen. Kinder unter 7 Jahren dürfen nicht mehr in Heimen leben – unsere Direktorin Carmen Christureanu berichtet über die Auswirkungen bei uns, und Stiftungsmitglied Beatrice Ungar liefert uns Zahlen zu Rumänien: 14 961 Kinder von 50 608 lebten 2019 noch in Kinderheimen. Während Kinder in Statistiken gut herumgeschoben werden können, ist dies in der Realität nur mit verheerenden Folgen auf der Bindungs-Ebene möglich.

Zwei neue Vorstandmitglieder

Christa Schneider hat ihren Partner Roli an die Retraite begleitet und sich sehr für das Projekt begeistert, so dass sie auch in Zukunft im Vorstand mitar-beiten wird. Robert Nacht, unser langjähriger Kassier möchte altershalber in 1-2 Jahren sein Amt abgeben. Als zukünftiger Kassier stellt sich Fabian Arnold zur Verfügung. Er kennt dank seinem Zivildiensteinsatz die Verhältnisse in Ghimbav und bringt auch das nötige Interesse in Betriebswirtschaft mit. Wir werden Ihnen die neuen Vorstandmitglieder an der GV vorstellen und zur Wahl vorschlagen.

URSULA GALLIKER, PRÄSIDENTIN VEREIN PECA


ZWEI NEUE KINDER BRINGEN NEUE DYNAMIK

In der Casa Livezii wohnten Anfang 2019 sechs Kinder, unter anderem die Geschwister Octavian, Maria und Alex, die wir im letzten Jahresbericht vorge-stellt haben. Nun kamen die Geschwister Constantin (9) und Ioana (7) dazu. Unsere pädagogische Leiterin Monica Danila beschreibt die zwei neuen Kinder und die Veränderungen in der Casa Livezii.

«Ein Mädchen für Maria» ging mir spontan durch den Kopf. Maria ist bisher zwar mit ihren Brüdern in der Casa Livezii aufgewachsen, hatte aber kein anderes Mädchen in ihrem Alter um sich. Ende August sind Costi und Ioana bei uns in der Stiftung angekommen. Ein Junge mit grossen Augen und einem durchdringen-den Blick, der den Eindruck vermittelt, dass er mehr und tiefer versteht, als man in seinem Alter erwarten könnte. Ein kleines Mädchen, welches den Raum mit seiner Präsenz und Energie ausfüllt. Ein Junge mit viel innerer Anspannung, die sichin einem sportlichen Körper zeigt, der immer unter Spannung steht. Ein Mädchen wie ein Wirbelwind, das alles um sie herum bewegt, das nie unbemerkt bleibt. Zwei Kinder, die ich mit Metaphern beschreibe, deren bisheriges Leben aber keines-falls eine Metapher war.

Maria und Ioana – nun sind es zwei Mädchen in der Casa Livezii


Die Kinder wurden im Kinderschutz-«System» aufgenommen, nachdem die Mutter häusliche Gewalt gemeldet hat. Sowohl die Mutter als auch die Kinder waren davon betroffen. Die Meldung erfolgte im Spital, wo die Mutter zusammen mit drei ihrer vier Kinder eingetroffen war. Costi und Ioana tragen den Nach-namen ihrer Mutter, es gibt keinen anerkannten Vater. Seit einigen Jahren war die Mutter mit einem Partner zusammen, dem Vater der anderen zwei Kinder, der gegenüber der ganzen Familie ausfällig wurde. In einem Versuch, sich von ihm los-zusagen, zog die Mutter zu ihrer Schwester nach Italien. Dort waren die Kinder weiteren schwierigen Situationen ausgesetzt. Zwischen der Mutter und den Kindern besteht eine starke Bindung, aber die Mutter ist nicht im Stande ihnen ein sicheres Umfeld zu bieten, weder physisch noch psychisch.

Ioana und Costi sind mit viel Aufholbedarf bei uns angekommen. Im Bereich der Schule, des Verhaltens, der Emotionen und des Zwischenmenschlichen. In der Anfangszeit war Costi in Angriffshaltung, stets bereit mit Worten oder Schlägen

Alex (8) und Gabriel (15), im Hintergrund Radu und Maria (7)Unten: Die Geschwister Ioana (7) und Costi (9)


zurückzugeben – Verhaltensmuster, die in seinem häuslichen Umfeld stark zum Zuge kamen. Ioana kannte keine Grenzen und klammerte sich an jede Person, die ins Haus trat, Anzeichen einer unsicheren Bindung. Inzwischen sind diese Ver-haltensmuster weniger stark. Die zwei sind selbstsicherer und offener geworden. Die Ankunft der neuen Kinder hat eine Dynamik in der Gruppe Livezii ausge-löst, sowohl bei den Kindern als auch bei den Erwachsenen. Die grösseren Kinder zeigen Neid, bei den kleineren kommt es zu Machtkämpfen, und die Erwachsenen werden einstweilen mit persönlichen Grenzen konfrontiert. Nicht nur Costi und Ioana, sondern jedes Kind muss seinen Platz in der Gruppe neu finden, und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Die Erwachsenen sind an den neuen Heraus-forderungen gewachsen: Verständnis, Toleranz, Kreativität und Teamgeist haben zugenommen.

MONICA DANILA, PÄDAGOGISCHE LEITUNG

Paul (10) und Ioncsi (8) sind in der Küche am Werk


«SIE IST DIE BESTE MUTTER DER WELT»

Für Maria Gavriliu, unsere langjährige Direktorin, brachte die Wende Ende 1989 wie für alle Rumänen auch eine persönliche Wende mit sich. Für Maria ist jedoch Ende 1991 noch einmal Vieles auf den Kopf gestellt worden:

Sie hat damals begonnen, als Übersetzerin für das Schweizerische Rote Kreuz zu arbeiten. Dadurch ist sie zum ersten Mal mit verlassenen, schwer behin-derten und vernachlässigten Kindern in Berührung gekommen. Diese Erfahrun-gen haben Maria sehr stark berührt. Sie war in den nachfolgenden Jahren eine Hauptinitiatorin unserer heutigen Stiftung für verlassene Kinder.

Wenn sich Maria an die Anfänge erinnert, kommen ihr viele Erlebnisse in den Sinn – man könnte damit viele Buchseiten füllen: Wie wir mit Nichts begonnen haben, wie wir ein Haus gesucht haben, wie wir dann jeden Nagel und jedes Rohr, Sand, Steine, Farbe usw. für die Renovation des ersten Hauses zusam-mensuchen mussten. Wie Maria fast alles durch Beziehungen lösen musste und konnte. Die Verhandlungen mit den endlich gefundenen Arbeitern, die aber den Arbeitsbeginn mit einem Schluck Schnaps begannen. Wie wir uns freuten über einen alten, senfgelben Golf, den wir geschenkt bekamen, den wir dann aber oft stossen und ziehen mussten. Später fuhr der erste grosse Hilfstransport

Ana (26) mit Maria


zu uns nach Ghimbav und Maria musste sich tagelang mit den Zollformalitäten herumschlagen. Als Nächstes folgten die langwierigen Prozeduren mit den Be-hörden, als wir die ersten Kinder aufnehmen wollten. Dies verlangte von Maria viel diplomatisches Geschick – was nicht einfach ist für eine Person, die sagen möchte, was sie denkt.

Im Gegensatz dazu war die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Verein, damals vor allem mit Annemarie Weiss und Martin Brun und später mit den ersten Volontären, eine stete Ermutigung. Auch die ersten neun Kinder, die wir alle kurz hintereinander aufnehmen konnten, gaben Maria so viel Kraft, dass jeder Arbeitstag viel Freude mit sich brachte. Maria, die ursprünglich Ingenieurin war, studierte noch Psychologie, nachdem die Fakultät dafür wieder geöffnet wurde (während der kommunistischen Zeit war sie geschlossen). Daneben hatte Maria auch eine eigene Familie.

Leider erlitt Maria nach 15 Jahren intensivem Einsatz ein schweres Burnout. Nicht nur die konkrete Arbeit waren dafür verantwortlich, sondern auch die vielen Frustrationen im Zusammenhang mit der Bürokratie, die Kontrollen des Heimes, die zeitweiligen Demütigungen, die realitätsfernen Gesetze und die Entwicklung des Landes, die ganz anders verlief als erhofft.

Damals war in Rumänien die Krankheit Burnout / Depression noch über-haupt nicht bekannt, was zusätzlich viele Schwierigkeiten mit sich brachte. Die Zeit danach musste Maria stark Acht geben auf ihre Gesundheit. Sie kümmerte sich nun mehr um die Belange der jungen Erwachsenen. Noch heute ist Maria eine wichtige Stütze für die jungen Erwachsenen.

Wenn ich jetzt ein paar der jungen Erwachsenen frage, was ihnen spontan in den Sinn kommt, wenn sie an Maria denken, dann sagt etwa Ana-Maria (24): «Sie hat sich viele Sorgen um uns gemacht und wollte immer das Beste, sie hat uns viele gute Ratschläge gegeben». Marius (27) erinnert sich an die Haus-aufgaben, vor allem an Mathe. Maria war ein wenig streng mit ihm, jetzt aber bereut er, dass er nicht mehr gelernt hat. Alexandru (27) sagt: «Sie ist die beste Mutter der Welt und ich habe viel von ihr gelernt und ich bin ewig dankbar für alles, was sie für uns gemacht hat».

Seit Sommer 2019 konnte Maria, die inzwischen zweifache Grossmutter ist, ihre Pension beantragen. Natürlich behält sie noch ein paar kleine Aufgaben. Ansonsten kann sie sich aber nun den Dingen widmen, die sie so lange vernach-lässigen musste. Ich und mit mir die Kinder, die Angestellten, Kolleginnen und


Kollegen, Freundinnen und Freunde möchten Maria einfach ein riesiges DANKE-SCHÖN sagen. Ohne Maria wäre unsere Arbeit 1994 nicht möglich geworden! Wir wünschen Maria alles erdenklich Gute in ihrem neuen Lebensabschnitt!

SONJA KUNZ, STIFTUNGSLEITUNG

WIE IST ES, IM KINDERHEIM AUFZUWACHSEN?

SONJA KUNZ: Unsere Ana (Bild Seite 9) kam zu uns, als sie zweieinhalb Jahre alt war. In Rumänien hat sie ihre 12-jährige Schulzeit durchlaufen und schon wäh-rend ihrer Lyzeums-Zeit nebenbei in einem Restaurant gearbeitet. Mit 21 wollte Ana in die Schweiz. In Olten fand sie eine Arbeit in einem Restaurant. Vor drei Jahren hat sie eine Lehre als Restaurationsfachfrau begonnen. Im Rahmen dieser Ausbildung schrieb sie eine Vertiefungsarbeit und hat zusammen mit zwei Schul-kollegen das Thema «Adoption» gewählt. Ich finde die kurze Beschreibung ihrer Kindheit bemerkenswert. Jedes der Kinder hat eine eigene Strategie im Umgang und in der Verarbeitung seiner Vergangenheit. Für uns alle, Begleiterinnen und Unterstützer, ist der Bericht eine Ermutigung.

AUSZUG AUS ANAS FAZIT IHRER VERTIEFUNGSARBEIT:

» Ich (Ana) habe meine Pflegemutter darum gebeten ein Interview mit mir durchzuführen, da ich mich als ein Kind sehe, welches «zur Sonnenseite» gehört, und es daher als relevant für unsere Vertiefungsarbeit betrachte. Mit dem Interview war ich grundsätzlich zufrieden, aber ich habe es mit einer persönlicheren Stimme mir und meiner Situation gegenüber erwartet. Deshalb würde ich noch gerne etwas hinzufügen: es war nicht immer einfach mit dem Gedanken zu leben, dass meine Eltern mich verlassen haben, vor allem im Kin- dergarten und der Grundschule, da fiel es mir am schwierigsten. Das passierte bei den einfachsten Dingen im Alltag eines Kindergarten-Kindes: beim Abho-len wurde ich oft von meinen Kollegen gefragt, warum ich meiner Pflegemutter «Sonja» und nicht «Mama» sage. In der Schule wurde plötzlich dieses Stigma des «verlassenen Kindes», das ich automatisch bekommen habe, bemerkbar. Das führte dazu, dass ich ausgeschlossen wurde, aber ich konnte es dann mit der Zeit und dem einfach «ich selber sein» bekämpfen.


Damals bin ich auch zu den klassischen Fragen gekommen, welche die meisten verlassenen, adoptierten Kinder irgendwann bekommen, ich habe nicht verstanden wieso «ich». Heute kann ich nur sagen, dass ich sehr dankbar für alles bin, was ich erleben durfte. Ebenfalls kann ich sagen, dass ich eine schönere Kindheit nicht hätte haben können. Und ja, es geht auch ohne die leiblichen Eltern.

»

Anton (Abschluss der 8. Klasse) und Andrei (11) in festlicher Stimmung


RUMÄNIEN 2019: ZAHLEN UND FAKTEN

Kinder in staatlicher Obhut2019 befanden sich insgesamt 50.608 Kinder in staatlicher Obhut, davon 14.961 in Kinderheimen, 17.916 bei Berufspflegemüttern, 12.970 bei Verwandten bis 4. Grad und 4.761 in anderen Familien. Zur Adoption freigegeben waren zum 1. Januar 2019 3.123 Kinder.

SchulabbruchIn Rumänien haben im Schuljahr 2018 / 2019 mehr als 280.000 Kinder und Jugend-liche zwischen 7 und 17 Jahre keine Schule besucht. Damit liegt Rumänien in Sachen Schulabbruch mit 16,4 Prozent über dem EU-Durchschnitt von 10,6 Prozent.

Der monatliche Netto-Durchschnittslohnlag Ende 2019 bei 3.179 Lei (umgerechnet ca. 676 Euro). Die höchsten Löhne wurden in der IT-Branche (7.610 Lei/1.619 Euro) verzeichnet, die niedrigsten in Hotels und Restaurants sowie in der Textilindustrie (1.879 Lei/399 Euro).Gegenüber dem Bruttolohn ist zu vermerken, dass die Erwerbstätigen nur 60 Prozent davon in die Hand bekamen. Vor zehn Jahren waren es noch 75 Prozent.

Inflationsrate und PreissteigerungenMit 4 Prozent verzeichnete Rumänien im Dezember 2019 die höchste Inflations-rate in der EU. Die Lebensmittelpreise stiegen im Durchschnitt um 4 Prozent.

Rechnungen14 Prozent der Bevölkerung in Rumänien hat es 2019 nicht geschafft, ihre Rechnungen (Gas, Wasser, Strom, Steuern) rechtzeitig zu bezahlen. Einer Studie zufolge müssen die Erwerbstätigen in Rumänien 169 Tage arbeiten, bloss um ihre Gebühren bezahlen zu können.

Gewalt gegen Frauen und Kindesmissbrauch2019 wurden in Rumänien täglich fünf Vergewaltigungen von Frauen gemeldet, jeden vierten Tag ein Fall von sexuellem Missbrauch an Kindern und jeweils 100 Fälle von häuslicher Gewalt.

ZUSAMMENGESTELLT VON BEATRICE UNGAR, MITGLIED DER RUMÄNISCHEN STIFTUNG UND

CHEFREDAKTORIN DER HERMANNSTÄDTER ZEITUNG


VEREINSRECHNUNG 1. JANUAR 2019 – 31. DEZEMBER 2019 CHF

Aufwand Ertrag

Mitgliederbeiträge 10 800.00Patenschaften 13 905.00Kollekten 72 418.92Spenden 238 208.79Atelier Diversis 5 766.10Spenden für «Fruit and Chocolate Fund» 7 369.46Zinsertrag 2019 0.00

Überweisungen nach Ghimbav 278 406.90Medikamente / Material / Transporte Ghimbav 75.20 Lohnkosten 24 000.00Soziallasten (AHV /I V / EO, ALV, UVG, BVG) 10 163.45Reisekosten Mitarbeitende / Zivis 4 651.80Äufnung «Fruit and Chocolate Fund» 7 369.46Werbung / Internet 2 195.35Drucksachen / Porti / Büro 6 581.80Spesen Postkonto / Banken 925.55

334 369.51 348 468.27Ertrags-Überschuss 14 098.76

348 468.27 348 468.27

VERMÖGENSRECHNUNG PER 31. DEZEMBER 2019 CHF

Vermögen 31. Dezember 2018 Saldo 167 013.47

Vermögen 31. Dezember 2019:· UBS Sparkonto 233 - 20223520.0 113 037.12 · UBS Sparkonto 233-EZ123440.1 (€) 4 380.00· Postkonto 40 - 466-5 66 121.11 · «Fruit and Chocolate Fund» 2 426.00· Schreinerei Maschinen p.m.· Wohnung in Brasov p.m.· Wohnung in Ghimbav p.m.· Nachbarhaus «Casa Salix» p.m.

183 538.23 169 439.47Vermögenszunahme 2019 14 098.76

183 538.23 183 538.23

Die Rechnungsprüfer haben obige Vereinsrechnung am 13. März 2020 geprüft und als in Ordnung befunden. Sie wird der Jahresversammlung zur Genehmigung beantragt.


ABRECHNUNG GHIMBAV MIT VORJAHRESVERGLEICH CHF

Einnahmen 2018 2019Saldo 01.01. 23 156 46 013

Überweisungen aus der Schweiz 260 000 245 000Bartransfers aus der Schweiz 50 222 28 879Überweisungen ASIREV, Deutschland 39 887 44 570Staatl. rumänische Kinderzulagen / IV Renten 38 077 56 615Subvention des Arbeitsministeriums 11 773 17 487Rückzahlung staatl. Abgaben 1 541 3 958 Spenden von rum. Firmen und Besuchern 33 476 36 147Spenden ausländischer Gäste 11 449 8 495Vergabungen (2% vom Steuerbetrag) 4 719 8 592Vermietungsertrag (Jugendliche / Gäste) 0 5 773Verkauf Produkte des Ateliers 16 412 17 264Bankzins / Kursdifferenzen 3 904 1 082 Total Einnnahmen 494 616 519 875

Ausgaben Heimbetrieb

Löhne inkl. Taschengelder / Zivis 293 350 268 218Nahrungsmittel 18 275 16 466 Haushalt und Nebenkosten 4 844 4 919Schule / Kindergarten / Jugendliche 9 681 4 007Freizeit / Feste / Geschenke 13 504 12 122Gesundheit 6 573 3 775 Sozialhilfe 26 893 22 263 Aufgabenhilfe 1 260 212Einkauf / Einrichtung Atelier 26 097 27 999Autobetriebskosten 8 332 5 718Gebäudeunterhalt / Anschaffungen 21 054 22 512Unterhalt Wohnungen 10 920 4 563Administration inkl. Jubiläumsbroschüre 5 808 1 918Telefon 799 569Bankspesen / Kursdifferenzen 1 213 1 048

Total Ausgaben 448 603 396 309

Saldo 31.12. 46 013 123 566


UNSER HERZLICHER DANK

all unseren Mitgliedern, Spenderinnen und Spendern, die uns auch 2019 treu und grosszügig unterstützt haben. Unser deutscher Partnerverein ASIREV hat 40 000 Euro nach Ghimbav überweisen können. Geburtstagsfeste und Kirchen-kollekten haben uns ebenfalls grössere Beträge eingebracht. Viele Privatpersonen – die wir aus Diskretionsgründen hier nicht nennen – haben grosse Spenden zwischen 1000 und 30 000 Franken überwiesen. Wir sind dankbar, dass wir da-durch unsere finanziellen Ziele einmal mehr erreichen konnten.

Folgende Institutionen und Firmen haben uns 2019 grosszügig bedacht:

Alle Spenden ab CHF 200.00 wurden im Januar 2020 mit einer Spendenbeschei- nigung zuhanden der Steuerbehörden verdankt. Falls Sie für Ihre Spende noch eine Bestätigung benötigen, stellen wir auf Verlangen gerne eine solche aus.

ROBERT NACHT, KASSIER

· Kath. Pfarramt, Appenzell· Kath. Pfarramt, Neu St. Johann· Kirchenstiftung, St. Mauritius, Regensdorf· Kirchgemeinde Gundeldingen / Bruderholz, Basel· Kirchgemeinden Moskenes u. Flakstad, Lofoten (N)· Kollegium St. Fidelis, Stans· Kronospan Romania SRL, Brasov (RO)· Kongregation der Helfenden Seelen e.V., München (D)· Orthomedical GmbH, Gräfelfing (D)· Röm.-kath. Kirchgemeinde, Kilchberg ZH· Schild AG, Liestal· Schweizer Bauorden, Widnau SG· SIFIN Diagnostics GmbH, Berlin (D)· Stiftung Topas, Thalheim AG· St. Hulp Oost-Europa BUU, Monnicken- dam (NL)· Verein Haus Bruchmatt, Luzern

· Alpha-Alpen GmbH, Kölliken AG· Anwaltskanzlei Bürge & Janggen, Bern· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Aarau· Evang.-ref. Kirchgemeinde Alt St. Johann· Evang.-ref. Kirche Brittnau· Evang.-ref. Petruskirchgemeinde, Bern· Evang.-ref. Kirchgemeinde Maur, Ebmatingen· Evang.-ref. Kirchgemeinde Mandach· Evang.-ref. Kirchgemeinde, Neftenbach· Evang.-ref. Kirchgemeinde Richterswill· Ref. Kirchgemeinde Stadlerberg, Stadel· Reformierte Kirchgemeinde Suhr· Evang.-ref. Kirchgemeinde Zumikon· Evang.-ref. Kirchgemeinde Zürich- Friesenberg· Flur-Tigl GmbH, Trogen· Gemeinnütziger Frauenverein, Brittnau· E. Häusermann AG, Immobilien, Lenzburg· Gander + Pless AG, Zahnärzte, Stans· Kath. Kirchgemeinde, Weggis· Kath. Pfarramt, Altendorf


FREUNDE AUS DEN NACHBARLÄNDERN

Seit zwei Jahren werden wir regelmässig von einer kleinen Gruppe aus Murau in der Steiermark besucht und beschenkt (auf dem Bild Alex und Sonja Kunz)

Die Rotkreuz-Sektion aus Fulda bringt uns zweimal jährlich Möbel, Werkzeug und weitere Sachspenden


LEBEN IM HAUS SALIX

In unserem dritten Haus, dem Haus Salix, haben wir uns an rollende Planung gewöhnt! Ein paar Jahre wohnten im alten Teil immer wieder Jugendliche, junge Erwachsene oder Volontäre. Die letzten drei Jahre wurde das grösste Zimmer im Haus auch als Büro, Sitzungszimmer oder für Supervisionen grosser Gruppen gebraucht. Seit der Fertigstellung des zweiten Hausteiles, ehemals Ställe, wohnen im Haus Salix vermehrt Jugendliche. Bis jetzt konnten wir noch nicht, wie vor Jahren konzipiert, betreutes Wohnen im engeren Sinn realisieren. Unsere jungen Erwachsenen, die Hilfe bei der Alltagsbewältigung brauchen, leben ausserhalb und kommen regelmässig vorbei. Zurzeit ist diese Form für uns als Betreuer und Begleiterinnen noch etwas einfacher und auch kostengünstiger. Trotzdem ist der neuere Hausteil voller Leben! Zu gewissen Zeiten sind die Zimmer voll besetzt mit Volontären, Zivildienstleistenden, bezahlenden Gästen und vor allem mit Ehemaligen, die für ein paar Tage oder sogar Monaten zurückkommen. Mehr als zehn unserer grossen Kinder arbeiten im Ausland.

Immer ein Zuhause haben

Gerade was die Verantwortung und das Engagement unseren Ehemaligen gegenüber betrifft, ist unsere Stiftung eine Ausnahme im Vergleich zu anderen Einrichtungen: Unsere erwachsenen «Kinder» dürfen zurückkommen. Wir haben mit den Jahren immer klarer realisiert, dass für sie auch im erwachsenen Alter ein Zuhause wichtig und wertvoll ist, genauso wie für Kinder aus funktionierendenFamilien. Am Schönsten ist es natürlich, wenn sich dann zwei oder drei treffen, wenn eines aus Freiburg, das andere aus England und das dritte aus Saarbrücken kommt. Einige freuen sich, wenn sie an Festtagen oder in ihren Ferien nach Hause kommen können. Andere kommen, wenn sie eine Arbeitsstelle wechseln, Ausweise erneuern oder andere Akten ändern müssen oder auch einfach, wenn sie mit Problemen konfrontiert sind, die sie nicht alleine lösen können. Wir haben Glück mit ein paar Angestellten, die schon jahrelang bei uns sind und mit den Ehemaligen vertraut sind.

So ergibt sich im Salix immer wieder eine lockere Wohngemeinschaft, ein-fach mit ständig wechselnden Personen. Im Hof konnten unsere Allrounder Radu und Ovidiu aus einer alten Baracke einen geräumigen Lagerschuppen bauen, so dass wir mehr Platz für Hilfsgüter, Gartengeschirr u. v. a. m. haben. Bald können wir Blumen und Sträucher davor pflanzen und es wird sehr schön aussehen!Der hinterste Teil des Hauses, wo früher Schweineställe waren, wird immer noch renoviert. Da meistens nur ein Mann daran arbeitet, geht es langsam vorwärts, aber wir haben keine Eile damit. Auch dort gewinnen wir noch zusätzliche Räume, auf die wir uns freuen.



Ana (12) und Ioncsi (8)


DAS POLITISCHE UMFELD FÜR KINDERHEIME

Das Jahr 2019 hat in Rumänien bedeutende Gesetzesänderungen im Bereich des Kinderschutzes mit sich gebracht. Die Änderungen betreffen das Alter für die Aufnahme von Kindern in Kinderheimen, die Mindeststandards von Kinder-heimen sowie das Vorgehen bei der Lizenzierung und dem Monitoring durch den Staat. In der Entwurfsphase haben wir als Stiftung sowie als Mitglied des NGO-Dachverbandes unseren Standpunkt dazu geäussert und dem Ministerium Vorschläge zukommen lassen. Allerdings wurden bloss einige kleine Vorschläge in die Endfassung des Gesetzes übernommen.

Die Tatsache, dass wir seit 1. Januar nur noch Kinder ab 7 Jahren aufnehmen dürfen, verändert unsere Lage. Diese Änderung erschwert die Einhaltung der Vorschrift, Geschwister nicht zu trennen, vor allem angesichts der Tatsache, dass es nicht genügend Pflegefamilien gibt. Ioana und Costi, Schwester und Bruder, kamen im August zu uns. Da Ioana erst im September 7 wurde, hat einer von uns Ioana vorübergehend als Pflegekind in die eigene Familie aufgenommen. So mussten wir kurzfristig Kompromisse eingehen, zum Wohle der Kinder.

Die neuen Qualitätsstandards, die unsere Tätigkeit regeln, bringen einige Verbesserungen mit sich, so dass wir unsere Kosten senken können. Wir haben mehr Freiraum bei der Wahl der Anzahl der notwendigen Mitarbeiter, der Wahl des Arbeitsprogramms im Schichtwechsel oder turnusmässig, die Anzahl der Supervisionen und der für die Fortbildung anberaumten Stunden. Probleme gibt es jedoch beim Ausmass der notwendigen Dokumentation. Durch den Minis-teriumserlass verdoppelt sich die Anzahl der Monats- und Trimesterberichte. Die Evaluationsbögen (zu Erziehung, Gesundheit, Psychologischem, Sozialem) und die Arbeitsabläufe, die Entwicklungspläne und -programme für die Kinder müssen viel ausführlicher gestaltet werden. Die Kinder erhalten neue persönliche Sachen aufgrund von Listen. Für das Taschengeld müssen sie Fiskalbons vor-weisen. Am stärksten betrifft uns die Vorschrift, dass wir nicht mehr als 12 Kinder an einer Adresse betreuen dürfen. Wir müssen an Lösungen und Varianten für die Casa Prichindel denken, wo wir derzeit 14 Kinder betreuen – zwar in zwei eigenständigen Familiengruppen, aber unter einer Adresse.

Ab sofort erfolgen Besuche der Inspektoren unangemeldet. Im Falle von Unregelmässigkeiten vereinbaren die Inspektoren nicht mehr Massnahmen und Termine, sondern müssen Geldbussen erteilen. Der Gesetzgeber unterscheidet dabei nicht zwischen privaten und staatlichen Einrichtungen. Es entsteht die Ten-denz der Institutionalisierung von familienähnlichen Kinderheimen, wie unseres

eines ist – und dies obwohl offizielle Statistiken aufzeigen konnten, dass Stiftungen und Vereine auf Landesebene in den letzten 20 Jahren best practice-Beispiele darstellen.

Wir hoffen, dass man privaten sozialen Dienstleistungsanbietern in naher Zukunft eine gewisse Autonomie in der Arbeitsweise erlauben wird, durch eine besondere differenzierte Gesetzgebung und weniger Kontrollen und Inspektio-nen, da es so schwer ist eine Lizenz zu erhalten. Sollte die aktuelle Arbeitsweise beibehalten werden, wäre es angebracht, dass die Kosten pro Kind aus öffentli-chen Geldern beglichen werden.

CARMEN CRISTUREANU, DIREKTORIN


Es war im Februar 1992, als ich Ursula Steiger am Flug-hafen Zürich kennen gelernt habe. Beide waren wir zum ersten Mal auf dem Weg nach Rumänien, sie zu einem dreimonatigen Einsatz, ich zu einem achtmonatigen in staatlichen Einrichtungen.

Seit damals blieb Ursula Rumänien verbunden. Immer mit viel Interesse und Offenheit, immer in irgendeiner Form engagiert für die Menschen dieses Landes. Die Entwicklung unseres Vereins und unsere Aktivitäten in Ghimbav hat Ursula immer mit einem wohlwollenden und einem kritischen Auge verfolgt. Das war für mich persönlich eine grosse Hilfe. Sie konnte gut analysieren und ihre Fragen halfen oftmals, Schwierigkeiten im Betrieb zu klären. Ihre frohe Natur und ihr Optimismus waren ansteckend.

Im April 2019 ist Ursula nach einer Krebserkrankung gestorben. Noch kurz vor ihrem Tod hat sie uns allen ein gesegnetes und gutes Weitergehen gewünscht. Für ihre langjährige Hilfe bin ich ihr von Herzen dankbar!


IN MEMORIAM:


MITARBEIT IN DER KINDERSCHUTZDIREKTION – EIN PERSPEKTIVENWECHSEL

Seit Mitte 2018 sind Carmen und ich als Vertreterinnen der PeCA-Stiftung Mitglieder der Kinderschutzkommission, ein Fachausschuss des Kreisrates Kron- stadt. Abgesehen von der Tatsache, dass die Stiftung verschiedene Kriterien erfüllen muss, um dieser Kommission anzugehören, stellt die Mitgliedschaft auch eine Anerkennung der Qualität unserer Arbeit dar.

Die langjährige Mitarbeiterin Loredana mit Nicoleta (8) Unsere pädagogische Leiterin Monica Danila mit Alex, Costi, Paul und Nicoleta


Der Kommission gehören sieben Personen an: der Sekretär des Kreisrates, der Direktor der Sozialdirektion, ein Facharzt, ein Vertreter der Sozialagentur, ein Vertreter der Schulbehörde und ausser uns ein Vertreter einer weiteren akkredi-tierten NGO. Die Kommission nimmt verschiedene Aufgaben wahr und hat dasletzte Wort, wenn es um das Festlegen oder Aufheben von Schutzmassnahmen für Kinder und Jugendliche geht. Die meisten Dossiers beziehen sich auf den Grad einer Behinderung. Es sind viele Dossiers, manchmal mehr als 30. Das liegt daran, dass die Atteste einer Behinderung jährlich neu geprüft werden müssen, d. h. sie müssen stets erneuert werden.

Die Kommission tagt einmal wöchentlich und der Arbeitsrhythmus ist sehr zügig. Die Dossiers sind dick und enthalten eine ausführliche Dokumentation, die ein Sozialarbeiter oder ein Fallmanager vor der Kommission kurz zusammen-gefasst präsentiert. Die Zeit reicht nicht aus, um die Dokumente eingehend zu studieren. Trotzdem konnten unberechtigte Forderungen oder solche, die dem Interesse des Kindes entgegen wirken, ausgemacht werden (z. B. der Zugang der Eltern zum Geld der Kinder, die in die Familie reintegriert worden sind, oder die Zuteilung eines unter Schutzmassnahme stehenden Kindes an ein Familienmit-glied, das dafür keine entsprechende psychische Verfassung aufwies). Die Mitgliedschaft in dieser Kommission bot mir die Möglichkeit eines Per-spektivenwechsels. So konnte ich verschiedene Situationen aus der Vergangenheit verstehen, in denen die Kinderschutzkommission von uns als Stiftung zusätzliche Dokumente gefordert hat, obwohl die Fälle scheinbar klar waren. Jetzt verstehe ich diese Forderungen als Sicherheitsmassnahmen im Interesse des Kindes, damals hatte ich sie als Einmischung und nahezu als Übergriff empfunden. Dieser Aspekt ist klärend. Auf der anderen Seite fällt es mir manchmal schwer, an Beschlüssen beteiligt zu sein, die meines Wissens das Leben von Menschen verändern, auch wenn diese Beschlüsse berechtigt sind. Es ist eine interessante, wenn auch nicht immer bequeme Erfahrung.

MONICA DANILA, PÄDAGOGISCHE LEITUNG


DAS PRICHI IST MEIN ZWEITES ZUHAUSE

Sandra Ritzinger aus Offenburg hat nach ihrem Abitur ein Jahrespraktikum in unserem Kinderheim absolviert. Das war schon vor fünf Jahren. Inzwischen schliesst sie bald ihr Studium ab (Deutsch, Soziologie und Pädagogik). Sandra zieht es immer wieder zu uns und diese Beständigkeit ist für unsere Kinder unglaublich wichtig.

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Warum komme ich immer wieder ins Prichi? Das ist in einem Satz erklärt: Das Prichi ist mein zweites Zuhause geworden. Wenn ich das grüne Tor öffne und den blätterbehangenen Innenhof betrete, fühlt es sich an, als würde ich endlich wieder nach Hause kommen. Ich weiss, es klingt übertrieben, einen Ort Zuhause zu nennen, an dem man nur so vergleichsweise wenig Zeit verbracht hat und den man nur so selten wiedersieht – aber das Prichi ist kein Ort, den man betreten und einfach wieder verlassen kann, ohne dass es Spuren hinter-lässt. In dem Jahr, das ich hier verbringen durfte, habe ich viel erlebt und gelernt, mich oft unheimlich gefreut und manchmal geärgert, dann wieder verziehen und so aufrichtige Zuneigung erfahren, wie es nur bei Kindern möglich ist. Das hat mich damals zu einem selbstbewussteren und fröhlicheren Menschen ge-macht. Und auch heute noch, wenn ich zu Besuch komme, merke ich, dass ich zwischen ihnen allen meine Seelenruhe gefunden habe. Ich fühle mich aufge-hoben im Prichi, und jeder Tag mit den Kindern ist bedeutungsvoll. Klar, teilweise erlebt man hier an einem Tag, was man wo anders nicht in einer Woche erlebt. Aber vielleicht ist genau das das Schöne. Ich habe diese Wirbelwinde unheimlich ins Herz geschlossen, jeder und jede Einzelne von ihnen ist etwas ganz Besonderes und Wertvolles. Und nicht nur die Kinder, auch die Menschen, die Tag für Tag alles geben, um das Prichi zu einem richtigen Zuhause zu machen, sind Freunde von mir geworden, man-che sogar Ersatzmütter und -omas. Im Prichi trifft man so viele wunderbare Menschen wie an keinem anderen Ort, und es fällt mir jedes Mal aufs Neue schwer, wieder von ihnen Abschied zu nehmen. Aber ein Gedanke heitert mich dann doch immer wieder auf, wenn ich das grüne Tor hinter mir zuziehe: Bald sehe ich sie alle wieder. Danke, dass ich immer wieder hier sein darf.

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RECHNUNGSPRÜFER

Peter Honegger, Muttenz

Doris Steiner, Giebenach

PATRONATSKOMITEE

Thüring BrämDirigent und Komponist, Basel

Ruth EptingPfarrerin, Dr. h.c., Basel

Martin FuhrerSchweizerisches Rotes Kreuz, Berater, Bern

Dr. Ronnie GundelfingerZentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universität Zürich

Josef MoserTheologe, Luzern

Andreas VollenweiderMusiker und Komponist, Zürich

Der Verein «Pentru copii abandonati» ist vom Steueramt Basel-Stadt als gemein-nützig anerkannt und auf der Liste der gemeinnützigen Institutionen zuhanden der Steuerämter aufgeführt.

A S I R E VArbeitskreis Strassenkinder in Rumänien e.V., Schriesheimc /o Johannes GürlichFriedhofstrasse 10bD - 69231 Rauenberg

BankverbindungSparkasse Rhein - Neckar-Nord, 69191 SchriesheimIBAN DE93 6705 0505 0067 0143 67BLZ 670 505 05

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Pentru copii abandonatiSchützenmattstrasse 514051 Basel

Postkonto 40 - 466-5IBAN CH92 0900 0000 4000 0466 5BIC POFICHBEXXX

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PeCA pentru copii abandonatifür verlassene Kinder in Rumänien

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